• 31.10.2024
  • von Daniel Schröpfer
Die Bedeutung des Blutdrucks für die Gesundheit – Prävention, Einfluss und Strategien
Blutdruck 1
Bluthochdruck ist ein schleichendes Gesundheitsrisiko, das oft lange Zeit unentdeckt bleibt. Dabei können die Folgen schwerwiegend sein. Dieser Beitrag zeigt, warum es wichtig ist, den Blutdruck regelmässig zu messen und wie präventiven Massnahmen, z.B. Bewegung und Ernährung, unterstützen können.

Blutdruck und seine Bedeutung für die Gesundheit

Normaler Blutdruck ist ein entscheidender Indikator für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. Der Blutdruck besteht aus zwei Werten: dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck. Der systolische Wert misst den Druck während der Herzkontraktion, der diastolische den Druck, wenn das Herz zwischen den Schlägen ruht. Der Blutdruck entspricht – einfach gesagt – dem Druck, mit dem das Herz das Blut durch den Körper pumpt.

Die Kenntnis der Normwerte für den Blutdruck ist entscheidend, um Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Ein normaler Blutdruck liegt bei 120/80 mmHg. Werte über 140/90 mmHg werden als Bluthochdruck (Hypertonie), Werte unter 90/60 mmHg als niedriger Blutdruck (Hypotonie) bezeichnet. Beide Extremwerte können ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Hypertonie kann mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen resp. Streifungen verbunden sein.

Methoden zur Blutdruckmessung

Wir verdanken einem italienischen Arzt die Grundlagen der (unblutigen) Blutdruckmessung. Riva Rocci hat die Oberarmmanschette massgeblich geprägt (ca.1896). Er lehrte und arbeitet in Pavia und Varese. Die mit dem Stethoskop hörbaren Geräusche (systolisch und diastolischer Blutdruck) wurden knapp 10 Jahre später (ca.1905) vom russischen Arzt Korotkow beschrieben. Einen grossen Einfluss auf die weltweite Verbreitung der Blutdruckmessung hatte der amerikanische Neurochirurg Cushing, der diese Methode in Amerika etablierte.

Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Blutdruck zu messen. Die verbreitetste Methode ist die Verwendung eines automatischen Blutdruckmessgeräts, das in vielen Haushalten zu finden ist.

  • Automatische Blutdruckmessgeräte: Diese Geräte sind weit verbreitet und einfach in der Anwendung. Sie erfordern das Anlegen einer Manschette am Oberarm oder Handgelenk, und das Gerät misst den Blutdruck auf Knopfdruck. Es gibt Apps und Smartwatches, die eine noch rudimentäre Blutdruckmessung ermöglichen, jedoch ist deren Genauigkeit nicht immer gewährleistet.
  • Manuelle Blutdruckmessung: Diese Methode wird meist in medizinischen Einrichtungen angewendet. Ein Arzt oder eine Pflegekraft verwendet ein Stethoskop und ein Blutdruckmessgerät (Sphygmomanometer), um den Blutdruck zu messen. Diese Methode ist präziser, aber auch aufwändiger.

Es wird empfohlen, den Blutdruck zu verschiedenen Tageszeiten zu messen, um Durchschnittswerte zu erhalten, da der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt. Faktoren wie Stress, Koffein oder körperliche Aktivität können den Blutdruck kurzfristig erhöhen. Daher sollte die optimale Messung in einem entspannten, ruhigen Zustand und am besten immer wieder in der gleichen Position erfolgen, um verlässliche Ergebnisse zu bekommen.

Gesundheitsrisiken durch erhöhten Blutdruck 

Bluthochdruck ist in vielen Ländern, darunter auch der Schweiz, eine weit verbreitete Erkrankung. Laut der Schweizerischen Herzstiftung leidet etwa jeder fünfte Mensch daran, und bei den über 65-Jährigen ist es sogar jede zweite Person. Diese Zahlen sind besorgniserregend, da Bluthochdruck oft jahrelang unbemerkt bleibt und erhebliche Gesundheitsrisiken birgt.

Hoher Bluthochdruck verursacht selten akute Symptome. Dies haben wir der hohen Elastizität unserer Blutgefässe zu verdanken. In Kombination mit Gefässwandablagerungen (ateriosklerose) kann langandauernder Bluthochdruck schwerwiegende Schäden an Organen wie dem Herzen, den Nieren oder dem Gehirn hervorrufen. Daher ist eine regelmässige Blutdruckkontrolle wichtig, vor allem für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, sowie für ältere Menschen, Menschen mit Übergewicht oder Personen mit einer familiären Vorbelastung.

Prävention – aber wie?

Die präventive Gesundheitsversorgung spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks. Die Leitlinien von Eviprev empfehlen eine «Screening-Blutdruckmessung» bis zum 40 Lebensjahr alle 3 Jahre und danach jährlich. Um aktiv zur Senkung Ihres Blutdrucks beizutragen, können Sie folgende Massnahmen in Betracht ziehen:

  1. Bewegung – der grösste Hebel

    Regelmässige Bewegung ist eine der wirksamsten Massnahmen, um den Blutdruck auf natürliche Weise zu senken. Durch körperliche Aktivität wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt. Bei regelmässigem Training wird das Herz effizienter und kann mehr Blut mit jedem Schlag pumpen, was zu einem niedrigeren Ruheblutdruck und Ruhepuls führt. Darüber hinaus verbessert Bewegung die Elastizität der Blutgefässe, was die Blutzirkulation fördert und den Druck auf die Gefässwände verringert.

    Besonders effektiv seien Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern oder Nordic Walking. Auch moderates Krafttraining hat positive Effekte auf den Blutdruck. Eine aktuelle Studie im «British Journal of Sports Medicine» belegt, dass isometrische Übungen wie der Unterarmstütz (Plank) oder der Wandsitz besonders wirkungsvoll sind, um den Blutdruck zu senken. Aber es muss nicht immer ein intensives Training sein. Schon alltägliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Treppensteigen oder Gartenarbeit können den Blutdruck ebenfalls positiv beeinflussen. Der Erfolgsfaktor ist, die Bewegung in den Alltag zu integrieren. Schon 30 Minuten tägliche Bewegung können einen erheblichen Unterschied in ihrem Trainingszustand machen und die Blutdruckregulation positiv beeinflussen.

  2. Ernährung – die mediterrane Küche als Vorbild
    Ernährung kann eine entscheidende, indirekte Rolle für den Blutdruck spielen. Die Bildung von atherosklerotischen Plaques, die zu einer verringerten Beweglichkeit der Gefässe und chronischen Entzündungsprozessen führen, können den Blutdruck erhöhen. Die mediterrane Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Nüssen und pflanzlichen Ölen, hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Salzkonsum. Viele verarbeitete Lebensmittel erhalten hohe Mengen als Salz, so dass die empfohlen tägliche Zufuhr von Kochsalz schnell überschritten wird. In der Schweiz nehmen wir täglich fast 10g Salz zu uns – von der WHO werden 5 g pro Tag empfohlen (Referenz: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen). Es lohnt sich daher, vor dem «Nachsalzen» die Speisen zu probieren und auf Kräuter und andere Gewürze zu setzen, um Speisen zu verfeinern.

    Auch die DASH-Diät ist eine Option. Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) ist eine speziell entwickelte Ernährungsform, die auf eine geringe Aufnahme von Fett, Salz und Zucker abzielt. Diese Diät hat sich in Studien als wirksam erwiesen, um den Blutdruck zu senken und gleichzeitig die allgemeine Herzgesundheit zu fördern.

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    Foto von Jason Briscoe auf Unsplash

  3. Negativen Stress reduzieren
    Dauerhafter Stress kann den Blutdruck in die Höhe treiben. Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol versetzen den Körper in einen «Flucht“-Zustand, In dieser Situation werden überlebenswichtige Funktionen aktiviert. Das kann das Risiko für Bluthochdruck erhöhen, aber auch langfristig zu chronischen Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen beitragen. Um diesen negativen Auswirkungen vorzubeugen, ist es wichtig, regelmässig Pausen im Alltag einzulegen und für ausreichend Schlaf zu sorgen. Schlafmangel verstärkt die Stressreaktion des Körpers. Zusätzlich können Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen helfen, den Stresspegel zu senken und somit den Blutdruck zu regulieren.

  4. Rauchen aufgeben
    Rauchen ist einer der grössten Risikofaktoren für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schon eine Woche nach dem Rauchstopp sinkt der Blutdruck, und nach mehreren Jahren kann ein Ex-Raucher fast das gleiche Risiko wie ein Nichtraucher aufweisen. Es lohnt sich also, das Rauchen aufzugeben, um nicht nur den Blutdruck, sondern auch das allgemeine Herz-Kreislauf-Risiko zu senken.

  5. Alkohol in Massen geniessen
    Früher galt ein Glas Rotwein als förderlich für die Herzgesundheit. Heute sind Experten vorsichtiger. Zwar erweitert Alkohol die Blutgefässe, jedoch steigt das Risiko für andere Krankheiten schon bei geringen Mengen. Der Konsum sollte daher in Massen erfolgen: Gesunde erwachsene Männer sollten nicht mehr als zwei Gläser und Frauen nicht mehr als ein alkoholisches Getränk pro Tag zu sich nehmen.

Früherkennung von Bluthochdruck

Die Früherkennung von Bluthochdruck ist entscheidend. Ein frühzeitiges Erkennen und Handeln kann nicht nur schwerwiegende gesundheitliche Folgen verhindern, sondern auch die Lebensqualität erheblich steigern. Um die Früherkennung von Bluthochdruck effektiv zu gestalten, können auch Unternehmen einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie bei ihren Mitarbeitenden mit Informationsveranstaltungen oder Workshops das Bewusstsein für die Bedeutung eines gesunden Blutdrucks schärfen. Themen wie die Risiken eines hohen Blutdrucks sowie Strategien zur Prävention durch Bewegung und Ernährung sollten dabei im Mittelpunkt stehen. Es kann sich auch lohnen, die Überwachung des Blutdrucks durch regelmässige Gesundheits-Checks sicherzustellen und gesundheitsfördernde Massnahmen im Betrieb zu implementieren.

Möchten Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden nachhaltig fördern?

Gesundheitstage bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Mitarbeitenden für gesundheitliche Themen und gesunde Lebensweisen zu sensibilisieren. Der Gesundheitstag kann individuell gestaltet werden, wobei spezifische Schwerpunkte wie beispielsweise "Bluthochdruck" gesetzt werden können.

Fazit

Ein normaler Blutdruck ist entscheidend für die langfristige Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems. Durch regelmässige Bewegung, eine bewusste Ernährung und die Vermeidung von Risikofaktoren wie Stress und Rauchen kann der Blutdruck gesenkt werden. Es lohnt sich, den Blutdruck im Blick zu behalten und frühzeitig Massnahmen zu ergreifen. Unternehmen können ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Blutdruckmessungen und gesundheitsfördernde Programme für ihre Mitarbeitenden anbieten. Der wichtigste Faktor für einen gesunden Blutdruck sind wir mit unserer Lebensweise. 

Daniel Schroepfer

Dr. Daniel Schröpfer, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin

Daniel Schröpfer ist Chief Medical Officer bei HMS und Facharzt Allgemeine Innere Medizin mit interdisziplinärem Schwerpunkt Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM).