• 28.03.2024
  • von Curdin Seeli
Diversity und Inclusion – Endlich den Durchblick
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Sind Sie insgeheim verunsichert, wenn in einer Runde Begriffe wie Inclusion oder Diversity diskutiert werden? Zweifeln Sie an ihrem Knowhow? An dem der anderen? Lesen Sie weiter, wir bieten hier ein kleines Einmaleins zum Thema, damit Sie an der Diskussion künftig teilnehmen können – es ist nämlich eine wichtige.

Orientierungslosigkeit durch fehlendes Fachwissen

Diversität, Vielfalt, Inklusion, einher gehen Ausdrücke wie Gleichberechtigung und Zugehörigkeit. Die Konstrukte sind vielfältig, wenn es darum geht, Gruppen, Gruppierungen und ihre Strukturen zu verstehen und zu beschreiben, um sie auch beeinflussen zu können. In einer Zeit des konstanten Medienkonsums, der permanenten Informationsverarbeitung und des ständigen Kommunizierens scheinen solche Begriffe aber manchmal leere Worthülsen zu sein. Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, braucht es Klärung und Perspektive. Statt emotional und wenig fundiert Diskussionen vom Zaun zu brechen, ist es uns ein Anliegen, Klarheit in diese Themenfelder zu bringen. Politika wie Geschlechterquoten und gendergerechte Sprache schlagen mitunter hohe Wellen. In der Gesellschaft scheinen sich gewisse Kreise mehr für die Diskussion rund um Diversität und Inklusion zu kümmern als andere. In Unternehmen, gerade in mittelgrossen KMUs und Grossfirmen, gehören sie zum täglichen Gegenstand der Konversation. Wir möchten hier ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Diversity – vielfältige Dimensionen

Diversity in einem Unternehmen bezieht sich auf die Vielfalt der individuellen Merkmale, Erfahrungen, Perspektiven und Hintergründe von Mitarbeitenden. Sie beschreibt die Einzigartigkeit der Mitarbeitenden und zeigt wertfrei Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen auf. Diese Vielfalt kann in verschiedenen Dimensionen auftreten; die bekanntesten davon sind demografische Merkmale wie Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit. Diversity impliziert viel Potenzial für eine Firma. Sie verhilft zu neuen Blickwinkeln und unterschiedlichen Ideen, was eine fundiertere Grundlage für Arbeitsweisen und Entscheidungsfindungen schafft. Zugleich stellt diese Vielfalt unter Umständen aber auch einen Herd für Konflikte dar. Sie kann zu Kommunikations- und Koordinationsproblemen führen, Gruppenkonflikte werden durch sie geschürt, sofern Vorurteile und Stereotypisierungen in einer Firma geduldet oder gar begünstigt werden. All das mündet in einen hohen Zeitaufwand für ein Team und seine Führungsverantwortlichen und folglich in Produktivitätsverluste. Klar ist, dass es Diversity immer gibt, die Frage ist nur, wie mit ihr umgegangen wird. Um die Risiken von Diversity zu minimieren, aber ihre Möglichkeiten zu nutzen, ist es wichtig, dass Inclusion in einem Unternehmen gelebt und gefördert wird.

Inclusion – Zugang für alle

Inclusion impliziert, dass alle Mitarbeitenden sich in ihrem Arbeitsumfeld authentisch verhalten können – ungeachtet ihrer Wurzeln und Voraussetzungen. Sie fühlen sich zugehörig und gerecht behandelt, sodass sie ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse einbringen können – und wollen. Es wird eine Arbeitsumgebung geschaffen, die für alle zugänglich ist, unabhängig von den individuellen Hintergründen, Merkmalen oder Fähigkeiten einer Person. Inclusion – gelebte Vielfalt – zielt darauf ab, die Perspektivenvielfalt der Mitarbeitenden zu nutzen und die Chancengleichheit zu fördern, wobei Inclusion sich auf alle Diversity-Merkmale bezieht. Schliesslich entstehen in einer inklusiven Organisation produktive, gesunde und nachhaltige Beschäftigungsverhältnisse; dabei können alle ihr bestmögliches Selbst entwickeln und einbringen. Für das Unternehmen bedeutet das zum Beispiel eine erhöhte Innovationskraft und loyale Mitarbeitende.

Um den Begriff Inclusion noch etwas besser zu verstehen, wird er in der folgenden Darstellung den Konzepten Differenzierung, Exclusion und Assimilation gegenübergestellt. Dabei werden die unterschiedlichen Varianten beobachtet, wie ein diverses Team sich als Ganzes verhalten und bewegen kann. Für diese Beschreibung werden zwei verschiedene Perspektiven eingenommen: Eine Dimension fasst das Mass an Authentizität, das Mitarbeitende ihrer Ansicht nach an ihrem Arbeitsplatz zeigen dürfen – oder eben verstecken müssen. Können sie sich selbst sein? Die andere Dimension untersucht die Zugehörigkeit, welche die einzelnen Mitarbeitenden subjektiv wahrnehmen. Fühlen sie sich als Teil des Teams? Je nach Ausgestaltung und Kombination der beiden Dimensionen kann eine vielfältige Gruppe konkret beschrieben werden.

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Quelle: Eigene Darstellung

Das Winning-Team: Diversity und Inclusion

Diversity und Inclusion müssen gemeinsam betrachtet werden. Diversity ohne Inclusion birgt Gefahren, die Vielfalt braucht einen sicheren Rahmen, um sich entfalten zu können. Vor der oben beschriebenen Unterscheidung möglicher Arten von diversen Gruppen war lange die Idee der Integration vorherrschend. Sie geht davon aus, dass sich eine Gemeinschaft vornehmlich homogen gestaltet, wobei diese grosse Mehrheit bereit ist, Menschen aufzunehmen, die sich nicht automatisch in diesem homogenen Becken zurechtfinden. Diese Herangehensweise hat ihre Tücken, denn sie postuliert – oft nur implizit – dass es ein Richtig und ein Falsch gibt, dass sich Menschen integrieren, also anpassen müssen, um zu einer Gruppe dazugehören zu können. Ein Bild, um das Ganze zu veranschaulichen: Eine Kiste voller Äpfel akzeptiert, dass auch einzelne Birnen ihre Daseinsberechtigung bei ihnen haben. Die Birnen passen sich den Gepflogenheiten der Äpfel an, das ist Integration. In dieser Metapher wird Inclusion durch einen Früchtekorb symbolisiert, alle sind gleichgestellt und gleichberechtigt, gleich richtig und gleich wichtig.

Diversity ist eine Tatsache, sie ist häufig offensichtlich und kann beobachtet werden. Inclusion hingegen ist eine Entscheidung und viel subtiler in ihrer Ausgestaltung. Unternehmen selbst können das Steuer in die Hand nehmen und Diversity und Inclusion zu ihrem Vorteil nutzen. Fühlen sich Mitarbeitende gleichberechtigt und haben sie das Gefühl, so wie sie sind, wertgeschätzt zu werden, kann ein Unternehmen sein ganzes Potenzial ausschöpfen. Wird Vielfalt blindlings ignoriert, bleiben viele Kompetenzen ungenutzt oder es wird gar auf Konflikte zugesteuert. Den positiven Einfluss von Inclusion auf die Arbeitnehmenden und folglich auf ein Unternehmen zeigt eine Studie der Universität St. Gallen aus dem Jahr 2023:

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Quelle: Eigene Darstellung

Die Resultate sind eindeutig. Was Arbeitsleistung, physische und psychische Arbeitsfähigkeit anbelangt, verbessert sich die Performance der Mitarbeitenden dank Inclusion signifikant. In noch grösserem Masse sinken die für ein Unternehmen belastenden Bereiche wie Kündigungsabsicht und emotionale Erschöpfung innerhalb eines Teams, wenn umsichtig auf Diversity reagiert wird.

Corinna lonta

Corinna Ionta, Stv. Leiterin Diversity & Inclusion

Die Gesundheits-Expertin (Dr. Sc. ETH Gesundheitswissenschaften und Sport) engagiert sich für gesunde Mitarbeitende und die Sensibilisierung für das Thema Inclusion in Unternehmen. Corinna Ionta stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite.

Fazit

Erkennen auch Sie das Thema Diversity und Inclusion in Ihrer Firma als Möglichkeit, um das Potenzial Ihrer Firma ausschöpfen zu können. Der Lohn dieser Herangehensweise ist beträchtlich: Die Unternehmenskultur hat einen immensen Einfluss auf die Mitarbeitenden, ihre Zufriedenheit und ihre Gesundheit. Das Gefühl, gleichberechtigt und wertgeschätzt zu werden, ist die Basis für ein Team, um überdurchschnittliche Leistungen vollbringen zu können. Ein attraktiver Arbeitgeber positioniert sich am besten da, wo der Zugang zu einem möglichst grossen Talentpool vorhanden ist, um qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren; und das ist dort, wo Diversity und Inclusion über dem Eingang steht – und vor allem drinsteckt.

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