• 30.04.2024
  • von Ines Speck
ICD-10-Suche leichtgemacht: Entschlüsseln oder ermitteln Sie passende ICD-10-Codes
ICD Suche Titelbild james harrison vp Oe Xr5wm R4 unsplash
Die Digitalisierung hat auch das Gesundheitswesen erreicht und die Art und Weise, wie wir nach medizinischen Informationen suchen, verändert. Insbesondere die Diagnosesuche wird durch moderne Webseiten und Tools immer effizienter. Im Rahmen der RE Toolbox, der webbasierten Grobtriage, wurde bereits vor Jahren eine ICD-Suche für Versicherungen entwickelt, die seitdem genutzt wird. Nun ist diese seit Anfang 2024 auf unserer Webseite auch öffentlich verfügbar. In diesem Blogartikel möchten wir Ihnen die ICD-10-Suchfunktion näher vorstellen. Sie erlaubt es nicht nur, gezielt nach Begriffen oder Symptomen im ICD-Diagnosesystem zu suchen, sondern auch die dazugehörigen Diagnosen und Codes mit nur wenigen Klicks zu finden.

Die Bedeutung der ICD-10

Der ICD-10-Code bildet die Grundlage eines international anerkannten Klassifikationssystems zur einheitlichen Benennung von medizinischen Diagnosen und zur Bereitstellung detaillierter Informationen darüber. Die Abkürzung ICD steht dabei für die «International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems».

Die Aktualisierung des ICD-Katalogs erfolgt durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Schweiz bedienen sich die Leistungserbringer zur medizinischen Codierung der Diagnosen der sogenannten «German Modification» (GM). Diese Modifikation basiert auf der WHO-Version und wird durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erstellt.

Die 11. Revision der ICD mit einer neuen Klassifikationsstruktur in sechs Kapiteln wurde offiziell am 01.01.2022 mit einer Übergangszeit von fünf Jahren eingeführt. Wann die ICD-11 in der Schweiz verbindlich sein wird, ist unter anderem abhängig von der Verfügbarkeit einer offiziellen deutschen Übersetzung.

Die Herausforderung der Suche nach Diagnosen und Codes

Mit rund 69’000 verschiedenen ICD-10-GM-Diagnosecodes stellt sich die Frage: Wer kann sich all diese Codes und Diagnosen merken? Die Komplexität dieser umfangreichen Codesammlung verdeutlicht die Notwendigkeit von effizienten Suchwerkzeugen und benutzerfreundlichen Schnittstellen, um in diesem umfassenden Diagnosesystem die benötigten Informationen präzise und schnell zu finden. Unsere Suchfunktion hat diesen Prozess nun erheblich vereinfacht.

Wie funktioniert die ICD-Suche?

Die Funktionsweise der ICD-Suche ist auf ein systematisches Verfahren zur Identifizierung relevanter medizinischer Diagnosen und Krankheitscodes ausgerichtet. Die Suchabfrage erfolgt im Hintergrund durch eine strukturierte Analyse des eingegebenen Suchtextes oder Codes.

Sofern ein Code eingegeben wird, erfolgt eine direkte Rückgabe von Informationen zu diesem spezifischen Code – einschliesslich sämtlicher relevanter untergeordneter oder übergeordneter Diagnosen gemäss dem ICD-Katalog.

In Fällen, in denen kein spezifischer Code eingegeben wird, erfolgt eine Textsuche. Hierbei wird auf eine umfassende Keyword-Datenbank zurückgegriffen, die eine Vielzahl von Begriffen und deren Gewichtungen enthält. Die Gewichtung der Keywords variiert je nach Quelle und Relevanz. Insbesondere werden Titeltexte priorisiert. Es existieren vier verschiedene Typen von Keywords mit unterschiedlichen Gewichtungen:

  1. Titel: Höchste Gewichtung
  2. Synonyme
  3. Inclusion (Bezeichnungen, die Teil einer Diagnose sind)
  4. Infotexte

Bei einer Textsuche werden alle eingegebenen Suchbegriffe berücksichtigt, wobei auch eine Fehlertoleranz für potenzielle Tippfehler integriert ist. Passende und ähnliche Keywords werden ermittelt und für die Suche nach entsprechenden ICD-Einträgen genutzt. Die gefundenen Ergebnisse werden anhand der Durchschnittsgewichtung aller relevanten Keywords sortiert, dem User werden schliesslich die 25 signifikantesten Ergebnisse präsentiert.

Die ICD-Suchfunktion ist Teil der RE Toolbox

Die Suchfunktion innerhalb des ICD-10-GM-Diagnosekatalogs ist ein Teil der RE Toolbox (Reintegrations-Toolbox). Sie ist eine webbasierte Grobtriage und eine Weiterentwicklung der gedruckten Reintegrationsleitfäden für Unfall und Krankheit. Die von uns für den Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) entwickelte Applikation bietet die Möglichkeit, konkrete Fälle pro Krankheitsbild mit einem Kollektiv zu vergleichen und zugleich die Dauer der Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Diagnose nach Alter und Geschlecht aufzuzeigen. Anhand des eingegebenen respektive ermittelten ICD-Codes wird die Tabelle und die dazugehörende Grafik mit den mutmasslichen Dauern der Arbeitsunfähigkeit, unterteilt in Geschlecht und eine Alterskategorie, dargelegt.

Die präzise Suche nach Diagnosen und Codes: Ein Beispiel

Suchen Sie beispielsweise den ICD-10-Diagnosecode zu Rückenschmerzen, können Sie einfach den Begriff «Rückenschmerzen» in die Suchleiste eingeben. Die Suchfunktion analysiert die eingegebenen Schlüsselwörter automatisch und präsentiert Ihnen eine übersichtliche Liste möglicher ICD-10-Kategorien mit den dazugehörigen Codes.

ICD-Suche_Rueckenschmerzen

Diese präzise Suche führt zu einer Liste von Diagnosen, die mit Rückenschmerzen in Verbindung stehen. Von allgemeinen Kategorien wie «M54 – Rückenschmerzen» bis zu spezifischeren Codes wie «M54.6 – Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule» werden Ihnen verschiedene Möglichkeiten präsentiert.

Anstelle eines Begriffs können Sie auch direkt den ICD-Code – wie zum Beispiel M54 – eingeben. Sie erhalten dann eine Liste aller Diagnosecodes, die in diese Kategorie fallen.

ICD_Suche_M54

Die Suchergebnisse können bei Bedarf nach Diagnosen im Bereich Unfall oder Krankheit eingeschränkt werden. Das ermöglicht es Ihnen, die richtige Diagnose schnell zu finden. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass ausschliesslich eine Ärztin oder ein Arzt eine Diagnose stellen kann.

Sind Sie neugierig geworden?

Probieren Sie die ICD-Suche selbst aus

Matthias Gerke

Matthias Gerke, Leiter IT & Support

Der Experte für Softwareentwicklung (Dipl.-Ing., M.Sc. Geoinformatik) ist bei HMS neben der Sicherstellung und Weiterentwicklung der internen IT-Infrastruktur hauptsächlich für die Planung und Durchführung von Softwareentwicklungsprojekten verantwortlich. Matthias Gerke stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite.