Es ist allgemein bekannt, dass Bewegung die Muskelkraft, Koordination und Knochendichte stärkt. Der Nutzen von Bewegung geht jedoch weit darüber hinaus und zeigt sich als eines der wirksamsten Mittel, um nichtübertragbare Krankheiten zu verhindern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass regelmässige körperliche Aktivität das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck deutlich senkt. Eine Metaanalyse mit 1,44 Millionen Teilnehmenden aus den USA und Europa belegt zudem, dass ein hoher Grad an Freizeitaktivität das Risiko für 13 Krebsarten deutlich reduziert, darunter Lungen-, Leber- und Nierenkrebs. Diese Effekte traten unabhängig von Körpergewicht oder Rauchverhalten auf. Eine weitere Metaanalyse bestätigt körperliche Aktivität als schützenden Lebensstilfaktor: Sie senkt das Risiko für Demenz und Alzheimer. Bessere Durchblutung, Förderung von Neuroplastizität und geringere Entzündungsprozesse tragen dazu bei, das Gehirn gesund zu halten. Nicht zuletzt hat körperliche Aktivität auch eine positive Wirkung auf die psychische Gesundheit. Studien belegen, dass sie das Risiko für depressive Störungen senkt und Symptome lindert. Bewegung wirkt antidepressiv, indem sie Neurotransmitter (z. B. Serotonin, Dopamin) reguliert und Stresshormone abbaut (Studie).
Auch die Forschung im Trendthema Longevity stellt Bewegung in den Vordergrund: Gesunde Langlebigkeit hängt in hohem Mass von unserem Lebensstil ab (Studie). Neben Ernährung und mentaler Gesundheit gilt Bewegung als einer der entscheidendsten Faktoren, um nicht nur die Lebensdauer, sondern vor allem die „Healthspan“ – also die gesunden Lebensjahre – zu verlängern. Wer regelmässig aktiv ist, kann biologische Alterungsprozesse verlangsamen. Körperliche Aktivität wirkt wie eine Art „Jungbrunnen“, indem sie Stoffwechsel, Zellgesundheit und Entzündungsprozesse positiv beeinflusst. Die Langlebigkeitsforschung ist ein interdisziplinäres Feld, das Biologie des Alterns, Präventionsmedizin, Verhaltens‑ und Datenwissenschaften zusammenbringt. Sie fragt nicht nur, wie wir länger leben können, sondern vor allem, wie wir die Mechanismen des Alterns so beeinflussen, dass Krankheiten später auftreten und die funktionelle Leistungsfähigkeit möglichst lange erhalten bleibt.
Wenn wir diesen vielseitigen Nutzen ernst nehmen, führt an Bewegung kein Weg vorbei: Sie ist die niedrigschwellige, nebenwirkungsarme Intervention mit der grössten Hebelwirkung. Aber wie viel Bewegung braucht es denn, damit es wirkt?
Die neuen Bewegungsempfehlungen für die Schweiz, herausgegeben durch das Netzwerk Bewegung und Gesundheit und gestützt auf die aktuellen WHO-Richtlinien, setzen ein deutliches Signal: Jede Bewegung zählt. Im Gegensatz zu früheren Vorgaben muss ein Bewegungsabschnitt nicht mehr mindestens zehn Minuten dauern, um als gesundheitsfördernd zu gelten. Selbst kurze Aktivitätseinheiten – sei es der Gang zur Kaffeemaschine, ein Treppenaufstieg oder ein paar Dehnübungen – wirken positiv auf den Organismus.
Besonders betont wird die Bedeutung des Unterbrechens von Sitzzeiten. Langes, ununterbrochenes Sitzen gilt inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht (Studie). Daher sollten starre Sitzphasen regelmässig durch kleine Bewegungspausen durchbrochen werden. Schon wenige Minuten mit leichter Aktivität, wie Stehen oder Gehen, reduzieren gesundheitliche Risiken deutlich.
Die Empfehlungen unterscheiden sich je nach Altersgruppe:
Das neue Leitmotiv fasst die Philosophie zusammen: „Jede Bewegung ist besser als keine, und mehr ist besser.“ Damit rücken alltägliche, niedrigschwellige Bewegungsformen stärker ins Zentrum der Gesundheitsförderung – ein Ansatz, der insbesondere auch für Unternehmen von Bedeutung ist, wenn es darum geht, Mitarbeitende zu mehr Aktivität zu motivieren.
Viele Menschen verbringen den Grossteil ihres Tages bei der Arbeit – hauptsächlich sitzend. Genau hier liegen grosse ungenutzte Potenziale. Wenn Unternehmen Rahmenbedingungen schaffen, die mehr Bewegung ermöglichen, können sie nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern, sondern auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit sichern. Denn gesunde Mitarbeitende sind leistungsfähiger, motivierter und seltener krank. Die Bewegungsförderung im Unternehmen ist somit kein „Nice-to-have“, sondern eine strategische Investition:
Bewegung am Arbeitsplatz muss nicht kompliziert oder aufwendig sein. Oft reichen kleine Veränderungen in der Unternehmenskultur und der Gestaltung des Arbeitsumfelds, um spürbare Effekte zu erzielen. Wichtig ist, dass Bewegung nicht als Pflichtaufgabe empfunden wird, sondern als selbstverständlicher und angenehmer Bestandteil des Alltags. Unternehmen können hier mit kreativen, niederschwelligen und zugleich motivierenden Massnahmen viel bewirken:
Bewegung beginnt mit Bewusstsein
Mit betrieblichen Gesundheits-Checks erhalten Ihre Mitarbeitenden wertvolle Einblicke in ihre Gesundheit – die beste Basis, um aktiv zu bleiben und Risiken frühzeitig zu erkennen.
Bewegung ist keine Kür, sondern die wirksamste, niedrigschwellige Form der Gesundheitsförderung. Die Evidenz ist eindeutig: Regelmässige Aktivität senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Krebsarten, Demenz und Depressionen und wirkt sich positiv auf Stoffwechsel, Zellgesundheit und Gehirn aus. Die neuen Empfehlungen bringen es auf den Punkt: Jede Bewegung zählt – und mehr ist besser. Entscheidend sind nicht nur Sporteinheiten, sondern vor allem der bewegte Alltag: Sitzzeiten unterbrechen, kurze aktive Pausen, Treppen statt Lift.
Gerade Unternehmen haben hier einen Hebel mit doppeltem Nutzen. Wer bewegungsfreundliche Rahmenbedingungen schafft, investiert strategisch: in weniger Ausfälle, mehr Leistungsfähigkeit, höhere Motivation und eine stärkere Arbeitgebermarke. Das gelingt mit einfachen, konsequent umgesetzten Schritten – von aktiven Pausen und höhenverstellbaren Tischen über Dusch- und Veloinfrastruktur bis zu Vorbildern in der Führung, digitalen Challenges und Partnerschaften vor Ort. Der Weg zu gesünderen Menschen und leistungsfähigeren Organisationen beginnt nicht im Fitnessstudio, sondern im Alltag. Beginnen wir heute, Schritt für Schritt!
Ursula Büsser, Leiterin Angebot & Kommunikation
Ursula Büsser leitet die Abteilung Angebot & Kommunikation bei HMS. Als Sozialpsychologin beschäftigt sie sich mit der Rolle der Psychologie in der Arbeitswelt und verbindet fundiertes Fachwissen mit Praxisnähe. Zuletzt schloss sie 2025 das CAS Gesundheitspsychologische Lebensstiländerung und Mind-Body Medicine an der Universität Zürich ab.
